20 Jahre VFZB – Bericht zum Berbertreffen 2012          

            

Bericht: Katja Gretscher-Said


Seit 20 Jahren gibt es nun schon unseren bundesweit anerkannten Zuchtverband für Berber und Araber-Berberpferde in Deutschland. 20 Jahre – so alt wie das Internet oder so alt wie die ersten Handys – Dinge an die wir uns schon so lange gewöhnt haben und die wir aus unserem Leben nicht mehr wegdenken können. Trotz aller Zerreißproben ist es uns gelungen, den Zuchtverband gemeinsam mit seiner Anerkennung durch den Weltberberverband durch alle trüben Fahrwasser und um alle Klippen zu schiffen und dabei eine große Einheitlichkeit zu bewahren. Das ist im deutschen Vereinswesen von großer Seltenheit.

Keiner macht die oft Nerv tötende und zeitraubende Arbeit hauptberuflich sondern alle opfern ihre oft wenige Zeit und Energie neben Beruf, Haushalt Kindern, Pferden etc. privat und freiwillig, mit großer Hingabe und Leidenschaft. Dadurch ist es in den letzten 20 Jahren gelungen, die herrliche Rasse der Berber und Araber-Berberpferde über die Grenzen ihrer Ursprungsländer landauf und landab bekannt zu machen. 


Wenn ich heute einen Bauern auf dem platten Land frage: „Woher kennen Sie denn Berberpferde?“ und er dann mit großer Selbstverständlichkeit antwortet: „Na die kennt doch jeder!“ dann wird mir immer ganz warm ums Herz, denn es sind die 20 Berbertreffen und die unzähligen Zeitungsartikel sowie die Verbreitung unserer Rasse über das ganze Land, die das ermöglicht haben.


Auch das diesjährige Berbertreffen war ein voller Erfolg. 46 Pferde waren anwesend, wurden eingetragen oder präsentierten sich bei Championaten, um sich mit anderen zu messen.

Nach einer Hinfahrt mit Hindernissen (manch einer wurde von seinem Navigationsgerät über eine steile Bergstraße durch dichten Wald im Bergischen Land geschickt, so dass die Kupplungen qualmten und ächzten) erreichte man die „Dusty-Saddle-Ranch“, die Freizeit und Wanderreitstation von Wally Schönenborn in herrlicher Lage; wunderschön eingekuschelt in sanften Hügeln in der Nähe von Lindlar. Das Gelände muss herrlich sein zum Ausreiten. Die Stallungen, das Anmeldebüro, die große Halle und den riesigen Außenplatz konnten wir nutzen und danken an dieser Stelle nochmals ganz herzlich dafür, denn der ‚Einfall‘ einer so großen Masse von Teilnehmern und Zuschauern ist für eine Anlage immer wieder ein riesiger Eingriff in den eh schon anstrengenden Alltag. Die Besitzer der Anlage und ihre fleißigen Helfer meisterten dies mit enormer Freundlichkeit und Gelassenheit und trugen so zum Erfolg dieses gelungenen Wochenendes bei.


Aufgrund der Wetterbedingungen mussten wir dann auch einige Male umziehen, da uns ein Regenschauer überraschte und durften dann jedes Mal erneut mit den Tücken der Technik der Lautsprecheranlage kämpfen. Doch wir bekamen das aber letztendlich dann noch gemeinsam geregelt.


Am Samstagvormittag fanden die Championate statt. Richter waren der eigens aus Marokko angereiste Dr. Mohammed ElKohen, der schon 2006 und 1994 für den VFZB gerichtet hatte, sowie aus Frankreich Claire Martin, Dr. Ines von Butler-Wemken unser VFZB-Zuchtleiterin, Christin Krischke, OMCB-Richterin und Karin Schick, VFZB-Richterin.

Nach der Mittagspause gab es einen Trail mit zum Teil anstrengenden bis atemberaubenden Stationen, an denen unsere Berber und Araber Berber ihre Gelassenheit und die ihnen eigene ‚Vernunft‘ und Kooperationsbereitschaft zeigen konnten. Im Amateur-Trail siegten Houssam mit seiner Reiterin Dr. Maren Hessing, bei den Einsteigern holte sich Ouezzane mit Ingrid Hoffmeister den Sieg und beim geführten Trail der ungerittenen Pferde siegte die schöne Vespa de Crin Argenté mit ihrer Besitzerin Anna Rutz.

Am Nachmittag konnte man sich an einem liebevoll zusammengestellten Showprogramm erfreuen. Petra König und Kathrin Jadamus zeigten ihre Pferde in vollem, nordafrikanischen Ornat mit den dazugehörigen Kostümen und Prunksätteln. Auch die traditionell zum Berberpferd im Ursprungsland gehörigen Jagdhunde Sloughi von Anne Peters wurden gezeigt. In der gerade mal wieder herausgekommenen Sonne ein herrliches Bild und ein schöner Kontrast zum saftigen Grün der umliegenden Hügel des Bergischen Landes.

Frau Dr. Maren Hessing zeigte mit ihrem Araber- Berberhengst Houssam beeindruckende Lektionen beim Bogenschießen zu Pferd, sogar mit zwei Pfeilen in einer Tour, was äußerst schwierig ist.

Besonders beeindruckt war ich persönlich von der Vorführung von Anna Rutz, die auf konsequente, aber doch vor allem liebevolle Art zeigte, wie man mit einem Jungpferd vor dem Anreiten arbeiten kann, so dass das erste Reiten seinen Schrecken verliert, da das Grundvertrauen und die Arbeitshaltung des Jungspunds bereits in spielerischer Zuwendung gefestigt sind.

Unsere bekannte VFZB-Quadrille schaffte es wieder einmal - mit rekordverdächtig kurzer Zeit zum Üben - in gewohnter Präzision ein harmonisches Gesamtbild abzuliefern.
Unsere bekannte VFZB-Quadrille schaffte es wieder einmal - mit rekordverdächtig kurzer Zeit zum Üben - in gewohnter Präzision ein harmonisches Gesamtbild abzuliefern.

Bei der Shownummer „Mit Schirm, Charme und Melone“ zeigte Werner Jost, wie erfreulich sich sein Deckhengst Cayyal les Barbes inzwischen weiterentwickelt und in der klassischen Dressur gefestigt hat.

Diana Krischke, Oberbereiterin der fürstlichen Hofreitschule in Bückeburg zeigte auf dem Star der Hofreitschule, dem nun schon 20 –jährigen Raisulih el Hadi einen gelungenen Ausschnitt aus dem Können dieses enorm weit ausgebildeten Zuchthengstes, einem Sohn des legendären Stammhengstes Jihal. Dieser Hengst, einer der ersten auf deutschem Boden geborenen Berber, beherrscht Touren und Wendungen aus der Zeit des Barock und ist meines Wissens das einzige Pferd in Deutschland, das nach den Maximen des Reitmeisters Antoine de Pluvinel ausgebildet wurde. Der Athlet Raisulih zeigt längst vergessene Gangarten, wie z.B. Galopp auf der Stelle oder rückwärts, was nur in allerhöchster Versammlung auszuführen ist, und das bei seinen 20 Jahren mit völlig gesunden Knochen und Gelenken.

Kathrin Jadamus zeigte mit ihrem Berberwallach und dem Australischen Shepherd von Juliane Borgmann eine faszinierende und berührende Shownummer, bei der die Begeisterung der beteiligten Tiere so richtig übersprang. Der Feuereifer, mit dem Hund und Pferd ihre Aufgaben erfüllten, rührte mich sehr, denn nun konnte diese arbeitseifrige Hunderasse endlich zeigen, was in ihr steckt.

Das Pas de Deux in Originalkostümen von Iris Groß-Heitfeld und Nina Naudet mit AB-Hengst T-Namour und der AB-Stute Darb at Tabbana bildeten den krönenden Abschluss eines packenden Showprogramms.
Das Pas de Deux in Originalkostümen von Iris Groß-Heitfeld und Nina Naudet mit AB-Hengst T-Namour und der AB-Stute Darb at Tabbana bildeten den krönenden Abschluss eines packenden Showprogramms.

Die abendliche Leistungsprüfung Reiten war mit 9 Pferden gut besetzt und bot trotz der unterschiedlichen Reitstile ein harmonisches Bild. Auf Seiten der Zuschauer ergaben sich einige interessante Diskussionen und Kontroversen bezüglich der Position der Köpfe und der Stirnlinie der gezeigten Pferde und der Führung durch ihre Reiter.


Am Abend hielt ich beim gemütlichen Zusammensein einen Vortrag, der die 20-jährige Geschichte des VFZB aus meiner Sicht zusammenfasste und mit alten, eingescannten Fotos der ersten Berbertreffen aus den neunziger Jahren untermauert wurde.


Am Sonntag ging es dann weiter in der Halle mit der Eintragung und Exterieurbeurteilung von Araber-Berber und Berberpferden und nochmals einem Showprogramm. Bei der Hengstkörung freuten wir uns, dass die beiden Berberhengste „Cayyal les Barbes“ und „Zidane el Zahir“ in die Prämienklasse 1 eingetragen wurden. Bei den Stuten waren es die AB-Stuten „Vespa au Crin Argenté“, „Ishara“ und „Inaya al Shama“, die in die Prämienklasse 1 kamen. Alle Richter hoben lobend die gesamte Qualität der gezeigten Pferde hervor.


Am Ende fand aufgrund des guten Wetters draußen die beliebte und für alle spannende Endausscheidung statt, bei der alle Klassensieger nochmals gegeneinander antreten mussten und ein Berber und ein Araber-Berberpferd zum „Best of Show“ gekürt wurden. Gesiegt haben hier bei den Araber-Berbern die Stute „Khanysha vom Königshof“ im Besitz von Juliane Müller und bei den Berbern die Stute Zalou El Hadi aus der Stammstute Toria und dem Hengst Al-Farabi im Besitz von Karin Schick.

Alles in allem ein gut gelungenes Berbertreffen, mit etwa 400 zufriedenen Zuschauern, die sicherlich primär am Berberpferd sehr interessiert waren. Denn bei der abgelegenen Lage der Dusty-Saddle Ranch fiel das Laufpublikum diesmal wahrscheinlich aus.

Katja Gretscher-Said