Berbertreffen vom 12.-14. September 2008
auf dem Baumanns Hof in Kirchdorf/Sulingen
Klack, klack, klack klingen die Hufe auf dem Beton, unangenehmer Geruch nach Fliegenspray, schnell noch zum Gruppenfoto aufgestellt; dann macht sich bei strahlendem Sonnenschein eine Handvoll Reiterinnen und Reiter mit ihren Berberpferden auf den Weg zu einem Ausritt in die wunderschöne Heidelandschaft rund um Kirchdorf bei Sulingen. Es ist Freitag, 12. September, 15 Uhr. Das Berbertreffen 2008 beginnt.
„Ich bin erstaunt, dass sich in so einem kleinen Verband so viele interessierte Zuhörer finden“, stellt Frau Dr. Butler-Wemken am Abend fest, als der Tagungsraum im Hotel Baumanns Hof bis auf den letzten Platz gefüllt ist. Alle lauschen gespannt ihrem Diavortrag über Genetik und Farblehre bei Pferden.
Am anderen Morgen treibt die Aufregung die Pferdebesitzer schon früh aus den Betten. Die Championate der drei- und vierjährigen Berberstuten, der Fohlen und Jährlinge, der zweijährigen Berberstuten, der Wallache und Hengste und schließlich der Araber-Berber- und Berber-Zuchtstuten stehen auf dem Programm. Da Uhab erkrankt ist und Raisulih zurückgezogen wird muss das Championat der Deckhengste leider ausfallen. Auffällig ist, dass mit Ausnahme des Araber-Berber- Fohlens Hassan und der Araber-Berber-Zuchtstute Wishaja alle 22 vorgestellten Pferde Berber sind.
Wolfram Bacher vermisst die auf Hochglanz geputzten Pferde und kontrolliert die Mikrochipkennzeichnung. Die Stutenbesitzer legen ihren Pferden das schönste Halfter an und führen sie nach draußen. Alles wartet auf Richter Dr. Abdelouahed Maagoul aus Marokko. Auf dem Flughafen in Bremen ist er am Morgen nicht angekommen. Gerüchte machen die Runde, er sei in Paris nicht weitergekommen. Der Zeitplan ist weit überschritten, als der Vorstand beschließt, an Stelle des Marokkaners zwei Richteranwärterinnen an der Seite der Richterinnen Birgit Bacher und Clare Martín aus Frankreich einsetzen.
Das Herz klopft bis in den Hals, der Magen zieht sich zusammen – das Championat beginnt. Die Besitzer führen ihre Berberstuten auf den Reitplatz. Bei Sommerlichen Temperaturen über 20 Grad erinnern die Staubwolken, die vom Boden aufsteigen, an Wüstensand. Die erste Prüfung ist fast zu Ende, als jemand ruft: „Da kommt der Marokkaner!“ Dr. Abdelouahed Maagoul war am Flughafen festgenommen worden, weil den Beamten in seinem Pass ein Buchstabendreher aufgefallen war. Sichtlich erschöpft nach den Strapazen der Reise reiht er sich zum Beginn des nächsten Championats in die Reihe der Richter ein.
Die Championate ziehen sich bis zum Abend hin. Als dann im Licht der untergehenden Sonne Raisulih am langen Zügel und mit klassisch-barocker Musik zur Begleitung den Reitplatz betritt, geht ein Raunen durch die Zuschauermenge. Trotz recht tiefen Sandbodens zeigt der Hengst an der Hand sämtliche Lektionen der barocken Reitkunst bis hin zu den Schulen über der Erde.
Gänsehaut auch, als anschließend Hartmut Friedrichsen mit Tochter Jana in mittelalterlichen Kostümen auf ihren Berberpferden Aziza und Oued zur Kür einreiten. Den krönenden Abschluss bietet dann wieder Raisulih dieses Mal mit Wolfgang Krischke im Sattel.
Im Wettlauf mit der Zeit muss der Trail leider ausfallen .
Beim Nordafrikanischen Buffet ist der erschöpfte Dr. Abdelouahed Maagoul am Abend schnell verschwunden. Das Restaurant ist bis auf den letzten Platz gefüllt. Die Kellner müssen zusätzlich Tische und Stühle ranschaffen. Auf einer Leinwand zeigt Wolfgang Krischke Filme von Fantasias in Algerien und Marokko. In gemütlicher Enge hocken Berberfreunde bis in den späten Abend hinein zusammen.
Der Sonntag beginnt mit dem Freilauf der Hengste im großzügigen Roundpen. Klick klick, gehen die Fotoapparate. Staunend stehen die Zuschauer am Rand. Für die anschließende Asphaltprobe müssen die Hengste direkt auf Paddocks der Stuten am Pensionsstall zulaufen. Ein aufgeregtes Grummeln, mehr ist nicht zu hören. Die Hengste machen ihre Sache gut. Nachdem auch die Stuten Freilauf und Asphaltprobe hinter sich gebracht haben, versammeln sich alle Zuschauer rund um den Reitplatz. Der Rittigkeitstest der Hengste steht auf dem Programm.
Doch die Stutenbesitzer haben wenig Zeit zu schwärmen, gleich im Anschluss müssen sie ihre Berberstuten zur Körperbeurteilung in den Ring führen. Es gibt viel aufgeregtes Wiehern um nichts, denn am Ende werden alle 14 vorgestellten Stuten in das Stutbuch 1 eingetragen. Doch bis dahin ist ein weiter Weg, Frau Dr. Butler-Wemken, die für das Amt der Zuchtleiterin zur Verfügung steht, erweist sich als besonders gründlich. Jedem Pferd guckt sie ins Maul. Am Ende kommen alle 14 Stuten noch einmal gemeinsam in den Ring. Die Richter sortieren nach Körungsnote und dabei laufen Stuten und Stutenbesitzer eine Runde nach der anderen durch den tiefen Sand bis endlich alle aufmarschieren und Birgit Bacher das Ergebnis verkündet.
Erleichtert und überglücklich aber mit einer ganzen Sandkiste in den Schuhen bringen die stolzen Besitzer ihre frischgebackenen Zuchtstuten zurück in den Stall, um nun das gleiche Spektakel bei den Hengsten zu sehen, doch Fehlanzeige. Die Hengste marschieren in der Reihenfolge ihrer Startnummern in den Ring und werden zur Verteilung der Körnoten genauso aufgerufen – Hengsthalter müsste man sein.
Am Himmel ziehen die ersten dunklen Wolken auf. Es ist Sonntag, 14. September, 16.30 Uhr. Ein Berbertreffen in familiärer Atmosphäre aber mit vielen ganz unterschiedlich getypten Berberpferden geht zu Ende.
Freundlicherweise notiert von Alice Düwel – Herzlichen Dank!
Frau Katja Gretscher-Said, herzlichen Dank für die Bereitstellung der Fotos.
(Fotos: Copyright Al Saida Hippopaparazza)
VFZB e.V.
Verein der Freunde und Züchter des Berberpferdes
In Deutschland und Österreich bundesweit anerkannte Züchtervereinigung für Berber- und Araber-Berberpferde
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